Auslegeblatt zur Kirchengeschichte

Geschichte der Dorfkirche Stahnsdorf

Ansichtskarten Dorfkirche Stahnsdorf

Unsere Dorfkirche gehört zu den ältesten Kirchen auf dem Teltow, ihr Baubeginn ist um 1200 oder kurz danach anzusetzen. Bereits um 1220/30 dürfte sie fertiggestellt gewesen sein. Auffallend ist die durchgängig sehr sorgfältige, in ihrer Qualität nicht nachlassende Mauerwerksausführung aus behauenen Granit-Feldsteinen. Diese gehört mit zum Besten der näheren und weiten Umgebung – wie Tempelhof, Marienfelde und die Klosterkirche Zinna. Der Westgiebel der Kirche ist wesentlich schlechter und deshalb vielleicht erst später ausgeführt worden bzw. als spätere Reparatur anzusehen. Ursprünglich gab es ein deutsches Stahnsdorf (stanesdorp teutonica), das sich in der Zeit der Kolonisation und Christianisierung  der Mark neben dem wendischen Stahnsdorf (stanesdorp slavica) entwickelte. Letzteres wurde im 15. Jahrhundert wüst, also aufgegeben. Deutsch Stahnsdorf wurde nachweislich erstmalig 1264 in einer Urkunde als ,,Stanesdorp“erwähnt. Der hölzerne mit Schalung verkleidete Turm der Kirche über dem Westgiebel wurde im Jahre 1779 aufgesetzt, diese Jahreszahl zeigt die Wetterfahne. Der Nordbau, die 1860 aus Ziegelsteinen angebaute Sakristei ist verputzt und trägt eine Tafel mit der Inschrift: ,,Memento Mori Herr Ernst Ludewich von Hake Churfürstl. Brandenb. Oberster bey dero Guarde zu Fuße, hatt diese Kirche welche sehr Zerfalle gewese ganz neue Reparie lasse a 1696. Der Eingang zu der Sakristei befindet sich im Chorraum, diese kleine Bogentür war in früher Zeit der Eingang für den Priester.

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

oberes Bild: Mittelalterliche Wandmalereien geschätzt um 1250 - 1300 / restauriert 1983

unteres Bild: der Weinstock während der Restaurierungsarbeiten



Die Ornamente an den Wänden – Weihekreuze mit stilisierten Lilienmotiven – sind in den Putz geritzt und gemalt worden. Unter dem Anstrich befinden sich noch Reste einer sehr einfachen Bemalung (Weinstock) die nach Restaurierungsarbeiten 1980 freigelegt, aber 1983 konserviert und wieder übermalt wurden. Diese Wandmalereien wurden von Restauratoren auf das Ende des 13. Jahrhunderts datiert. Die Kanzel ist einfaches Bauernbarock wohl aus dem 18. Jahrhundert, der Sternenhimmel am Schalldeckel kam bei der Restaurierung 1980 bis 1983 wieder unter 2 Farbschichten zum Vorschein. Vergleicht man Kanzeln der damaligen Zeit, darf man annehmen, dass die Kanzel einmal viel farbiger war. So bemalte man die Füllungen mit Vorliebe mit einer Marmornachahmung. Auch die Farbe der Fensterlaibungen dürften aus dieser Zeit stammen – grau und eine braunrote Farbe, die man damals gern verwendete und die als ,,caput mortuum„ (Totenkopf) bezeichnet wurde. Der restaurierte Altar wurde auf das Entstehungsjahr 1430 datiert und ist vermutlich eine böhmische Arbeit. Ursprünglich mit geschnitzten Säulen und Baldachinen für die einzelnen Figuren versehen, bekam er eine einfache Renaissance-Fassung. Die Figuren (Halbplastiken aus Lindenholz) sind an ihren Beigaben zu erkennen – v.l.n.r. Hl. Dorothea mit Korb in der Hand / Hl. Bernhard von Clairvaux im Ornat eines Ordensgründers / Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm / Hl. Katharina mit dem Schwert und Rad / Hl. Barbara mit Turm. Der Altaraufsatz wird bekrönt  durch den gekreuzigten Christus, Entstehungszeit ca. Ende 15. Jahrhundert. Im Chorraum befindet sich eine aus der Entstehungszeit der Kirche stammende Sakramentsnische. In ihr steht heute wieder die Figur der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind auf dem Arm, Anfang 16. Jahrh. Anna selbdritt (zu dritt, zu dreien). Im Kirchenschiff  befindet sich noch eine Figur des Auferstandenen, ursprünglich mit einer Siegesfahne, Alter ca. Ende des 15. Jahrhunderts. Rechts im Altarraum steht die 1983 restaurierte Patronatsbank die lt. Kirchenchronik im Jahre 1580 gebaut wurde. Auf deren Stirnwand sind die Wappen der der märkischen Familien gemalt worden, die mit der Familie von Hake in verwandtschaftlicher Beziehung standen. Die aufwendig bemalte Rückwand im Renaissance-Stil wurde später unter der Empore angebracht. Die Familie von Hake, seit 1435 Lehnsherren, hatten die Stahnsdorfer Kirche als Patronatskirche, bis sie ihre eigene Gutskirche, die Kleinmachnower Dorfkirche 1598 errichteten. Otto von Hake ist der letzte der Familie, der hier vor dem Altar 1590 beigesetzt wurde. Die stark verwitterte Grabplatte befindet sich vor dem Altar. Otto von Hake ist das Epitaph an der Nordseite des Chores gewidmet. In letzterem finden wir auch noch die alten Fußbodenfliesen mit zum Teil gut erkennbaren Verzierungen. Die Taufschale aus Messing stammt aus dem 16./17. Jahrhundert, Taufständer, Osterleuchter, Lesepult und die Gitter der Türen sind neuzeitliche Arbeiten des Kunstschmiedes und Bildhauers Christian Roehl. Im Turm  befindet eine alte Bronzeglocke aus dem 15./16. Jahrhundert mit der Inschrift: ,,O rex gloriae /Christe/ veni cum pace“ (o König der Herrlichkeit, Christus, komm mit Frieden). Eine zweite Glocke, aus Stahlguss gefertigt, läutet seit 1958 im Glockenturm, nachdem die bronzene 1881 gegossene Bismark-Glocke 1942 für Rüstungszwecke eingeschmolzen wurde. Die Orgel schließlich, auf der Barocken Empore, wurde 1962 von der Firma Sauer in Frankfurt/ Oder gebaut.

Die alten Begräbnisstellen um die Dorfkirche gelegen sind Erbgrabstellen, die jeweils die geografische Lage der alten Erbhöfe um den Dorfplatz anzeigen. Die Grabstellen der Prediger befinden sich auf der Ostseite – gegenüber dem Pfarrhaus.

Noch im 19. Jahrhundert reichte die  kirchliche Zuständigkeit der Stahnsdorfer Kirche bis zum kleinen Wannsee (so ist im Jahre 1811 der Freitod Heinrich von Kleist und der Henriette Vogel in unseren Kirchenbüchern vermerkt). Ruhldorf bei Teltow und Kleinmachnow waren die letzten Tochtergemeinden, die 1949 selbständig wurden. Der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer hat während  der Zeit seines Theologiestudiums auch in unserer Kirche gepredigt.

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Weitere Informationen zum Thema Dorfkirche Stahnsdorf finden Sie hier:

 

 

 

Die Auftaktveranstaltung der Aktion "offene Kirche Stahnsdorf 2011" 

begann am Oster-Sonntag den 24.04.2011 von 14-17 Uhr,

und endete am 11. September 2011. Es konnten 850 Besucher gezählt werden inkl. der Veranstaltungen.

 

Für das Jahr 2012 konnten 587 Besucher der Aktion ,,offene Kirche" gezählt werden. Einen besonders großen Besucheransturm erlebten die ehrenamtlichen Kirchenführer bei Tag der Kunstmeile in Stahnsdorf. Für das Jahr 2013 sollte die Aktion der offenen Kirche weitergeführt werden. Die aktuellen Termine erfahren Sie dann rechtzeitig auf dieser Seite.

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März 1821, Siegel der Familie von Hake , Patronatsfamilie der Stahnsdorfer Dorfkirche

Seine königliche Majestät, der König von Preußen, beruft den Prediger Dreising zum Pfarrer von Stahnsdorf. Dokument vom 20. Dezember 1804

 

unteres Bild: Totentafel Franz Joseph Dreising - war einst in der Dorfkirche zusammen mit weiteren Tafeln angebracht. Die Tafel aus Guss wurde nach 1940 aus der Kirche entfernt und in der ehemaligen Leichenhalle gelagert. Eine Beschreibung der Tafeln findet sich im Buch ,,Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg". Die Totentafel befindet sich heute (2012) im Keller des Pfarrhauses.

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf
Sanierung Dorfkirche Stahnsdorf

Aufruf an die Bevölkerung, Spende zur Erneuerung 1946. Durch Kriegsschäden war das Dach der Dorfkirche stark beschädigt worden. Auf den ersten Blick kaum sichtbar, denn ,,aussagekräftige Bilder" von Kriegsschäden waren in der Sowjetischen Besatzungszone verboten.

Stahnsdorf - Altarraum geschätzt um 1965

Altarraum um 1940
geplantes Gemeindehaus Stahnsdorf
Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Kirchensiegel zu Stahnsdorff - Machnow um 1829

(Stahnsdorf & Kleinmachnow)

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Kirchensiegel zu Arnsdorf um 1820

(Arnsdorf bei Ludwigsfelde)

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Kirchensiegel zu Gütergotts (Gütergotz, Güterfelde) um 1820

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Kirchensiegel zu Ruhlsdorf (Teltow) um 1820

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Kirchensiegel zu Heinersdorf um 1820

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Gerichtssiegel von Hacke zu Machnow - Stansdorff um 1823

(Kleinmachnow & Stahnsdorf)

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Stempelabschlag der Kirche zu Stahnsdorf - Machnow von 1886, zwischenzeitlich gab es eine Verwendung von Papiersiegeln - Vignetten ca. 2,5 cm im Rautendruck (kein Belegexemplar vorhanden) ähnlich den Papiersiegeln der allgem. Verwaltungen siehe blaues Amtssiegel der Gemeinde Stahnsdorf auf meiner Startseite.

Foto: Peter Reichelt - Stahnsdorf

Matricula - Register der Kirche von Stansdorff - Macheno

Abschrift Matricula von 1600 Kleinmachnow - demnach wurde die Kirche zu Macheno 1598 eingeweiht. Derzeitige Chroniken datieren das Alter der Kirche auf das Jahr 1597, da eine Inschrift in der Kirche besagt: die Kirche wurde 1597 verputzt. Weiterhin ist in verschiedenen älteren Quellen zu lesen, dass Kleinmachnow vor 1597 einen Kirchenbau gehabt haben könnte, diese neuerliche These ist Sensationsmache.

Lt. Matricula von 1574, -- Macheno hat keine Kirche --

Matricula von Stahnsdorf sind Abschriften der Originale, gefertigt aus der Zeit um 1750. Durch den 30-Jährigen Krieg, Kirchenzerstörung und Pfarrhausbrand  in Stahnsdorf wurden die wichtigen Dokumente im Text somit für die Nachwelt erhalten.